BADAL X™ Sicherheit und Leistungsfähigkeit

Sicherheit

Eine chronische bakterielle Kolonisation (Besiedelung) der transkutanen Komponente von Knochenverankerungssystemen für künstliche Gliedmaßen ist unvermeidlich, da das Medizinprodukt die Haut durchdringt und der extrakorporalen Umgebung ausgesetzt ist. Knochenverankerungssysteme sind daher in den ersten Monaten nach der Implantation mit häufigen aber relativ milden Weichteilinfektionen im Bereich des Hautdurchgangs verbunden. Diese Weichteilinfektionen sind jedoch nicht ursächlich mit einer septischen Lockerung des Knochenverankerungssystems assoziiert, da eine septische Lockerung eine Ausnahme-Komplikation darstellt. Aseptische Lockerungen treten ebenfalls nur selten auf und sind auf eine unzureichende Osseointegrationskapazität oder eine falsche Dimensionierung der intramedullären Komponente zurückzuführen. Diese Komplikationen müssen im Rahmen des Nutzen-Risiko-Profils sorgfältig gegen den potenziellen Nutzen für Funktion und Lebensqualität abgewogen werden. Was den Nutzen betrifft, so wird in der Literatur durchweg von einer erhöhten Prothesennutzung (78 – 80 %), einer längeren Gehstrecke im Sechs-Minuten-Gehtest (32 %), einer besseren Lebensqualität (62 – 73 %) und einem geringeren Energieverbrauch beim Gehen (18 %) berichtet (Van de Meent et al. Arch Phys Med Rehab 2013). Auf der Risikoseite ist es offensichtlich, dass die transkutane Anbringung oberflächliche Pin-Track-Infektionen mit Schmerzen (12 – 13 %) verursachen kann, die sich in der Regel durch lokale Wundversorgung und/oder orale Antibiotika managen lassen. Tiefe Infektionen und/oder die Entfernung des Implantats aufgrund einer Infektion sind bei Press-Fit-Knochenverankerungssystemen selten. Andere nicht-infektiöse Komplikationen wie Oberschenkelbrüche, Implantatlockerungen, mechanische Komplikationen mit dem Abutment und Implantatbrüche können auftreten. Die Knochenverankerungssysteme wurden jedoch in den letzten zwei Jahrzehnten in Bezug auf Design, Operationstechnik und Rehabilitationsprotokolle radikal verbessert. Dies hat zu einer wesentlich geringeren Komplikationsrate geführt. Es wird davon ausgegangen, dass BADAL X™ das heute am besten durchdachte Knochenverankerungssystem in Bezug auf Implantatdesign und Gebrauchsanweisungen ist. Diverse potenzielle spezifische Risikofaktoren für ein Implantatversagen bei Patienten sind identifiziert worden und in den Ausschlusskriterien und den Gebrauchsanweisungen von BADAL X™ berücksichtigt.

Klinische Studie mit BADAL X™ (Attalah et al. Plos One 2020)

Die Sicherheit und Leistungsfähigkeit von BADAL X™ wurde bei 91 konsekutiven Personen, die zwischen März 2015 und Juni 2018 in einer Single-Center-Studie in den Niederlanden mit BADAL X™ behandelt und 12 Monate lang im Follow-Up nachbeobachtet wurden, untersucht (Attalah et al. Plos One, 2020). Neunzig der 91 Probanden waren geeignet, darunter 66 mit Oberschenkelamputation (3 bilateral), 3 Durch-Knie-Amputationen und 21 mit Unterschenkelamputation (1 bilateral). Das Durchschnittsalter betrug 54 Jahre (Range 20 – 86 Jahre), und 26 Personen davon waren weiblich. Die Ursache der Amputation war Trauma; n=49, vaskulär; n=12, Infektion; n=11, onkologisch; n=8, kongenital; n=2, Sonstiges; n=8.

Drei Patienten waren Lost-to-Follow-Up-Patienten, bei einem Patienten mit einer OTI entwickelte sich eine progressive ischämische Gefäßerkrankung und er musste sich einer Oberschenkelamputation unterziehen, und zwei Teilnehmer (einer mit OTI und einer mit OFI-C) kamen aus Gründen die nichts mit dem Knochenverankerungssystem zu tun hatten nicht zum 1 Jahres-Follow-Up in die Klinik. Von den 94 implantierten BADAL X™ Produkten waren 55 OFI-C, 17 OFI-Y bzw. 22 OTI Implantate.

Ergebnisse: Generelle/Produktunabhängige unerwünschte Ereignisse (Adverse Events)

Bei einer Person entwickelte sich nach der BADAL X™ Operation eine fortschreitende ischämische periphere Gefäßerkrankung, was zu einer höheren (transfemoralen) Amputation führte. Weitere berichtete unerwünschte Ereignisse umfassten eine Lungenembolie nach Step 1 der OFI-C Implantation (n=1). Bei einem Patienten (OFI-C) traten 5 Monate nach der OI-Operation vorübergehend Übelkeit, Bluthochdruck und Schmerzen auf, doch diese Beschwerden verschwanden plötzlich und unerklärlich mit einigen geringfügigen Anpassungen in der Ausrichtung der Prothese. Zwei Personen hatten Knochenbrüche, eine Hüfthalsfraktur nach einem Sturz (OFI-C) die erfolgreich mit einer dynamischen Hüftschraubenosteosynthese behandelt wurde und eine Lendenwirbelfraktur nach einem Sturz (OFI-C) die konservativ behandelt wurde.

Ergebnisse: BADAL X™ bezogene unerwünschte Ereignisse (Adverse Events)

Die Prävalenz von Implantatlockerungen wurde mit 0 % angegeben. Die Prävalenz von Weichteilinfektionen, die eine chirurgische Umgestaltung erforderten, wurde mit 2 % angegeben; bei zwei Personen war eine chirurgische Behandlung erforderlich, davon bei einer aufgrund von Stomareizungen die durch überflüssiges Weichteilgewebe verursacht wurden und bei der anderen war eine Drainage eines Peristomaabszesses erforderlich. Die Prävalenz von Implantatbrüchen wurde mit 0 % angegeben. Die Prävalenz der Implantat-Revisionsrate/Versagensrate wurde mit 0 % angegeben, so dass die Implantatüberlebensrate 100 % betrug. Vier Brüche des Adapters (Doppelkonusadapter) von BADAL X™ traten auf. Bei drei Probanden (zwei mit OFI-Y und einer mit OTI) brach der distale Konus des Adapters und bei einem Probanden mit OFI-C waren die Schwachstellen (weakpoints) des Adapters gebrochen. Alle gebrochenen Adapter wurden erfolgreich in einer ambulanten Klinikeinrichtung ersetzt. Die Ursache für den gebrochenen distalen Adapterkonus wurde untersucht und es wurde festgestellt, dass der Konusbruch durch eine Fehlpassung zwischen Konus und männlichem Teil (male part) des Konnektors verursacht wurde. Im Rahmen der Korrektur- und Vorbeugemaßnahmen des BADAL X™ Herstellers OTN Implants wurden zwei neue Konnektoren, HELI und LUCI, entwickelt, hergestellt und gemäß ISO 10328 getestet.

Zwölf der 90 Personen (13 %) entwickelten eine Weichteilinfektion Grad 1 und elf Personen (12 %) eine Weichteilinfektion Grad 2. Alle Weichteilinfektionen des Grades 1 und 2 waren Pin-Track-Infektionen und traten in den ersten Monaten nach der BADAL X™ Operation auf. Alle Infektionen des Grades 1 wurden erfolgreich mit oralen Antibiotika behandelt (Grad 1A). Infektionen des Grades 2 wurden in 9 Fällen erfolgreich mit oralen Antibiotika behandelt (Grad 2A). Bei vier Personen die sich einer zweistufigen BADAL X™ Operation unterzogen traten nach Step 1 Wundinfektionen auf weshalb der zweite Step der Operation früher durchgeführt wurde. Die Zahl der Weichteilinfektionen im Zusammenhang mit OFI-C, OFI-Y und OTI waren: 8, 5 bzw. 10, respektive. Korrigiert man die Unterschiede in den Zahlen pro Gruppe anhand des oben erwähnten Verhältnisses Infektion/Implantat-Jahr, ergibt sich ein Verhältnis von 15,1 ((8 Infektionen/53 Implantate mit 1 Jahr Follow-Up)x100), 31,3 ((5/16)x100) und 47,6 ((10/21)x100) für OFI-C, OFI-Y bzw. OTI, respektive. Andere berichtete, wahrscheinlich produktbezogene, unerwünschte Ereignisse waren: vorübergehende Knieschmerzen nach OTI (n=1), vorübergehende Leistenschmerzen nach OFI-C (n=1) und distale femorale heterotope Knochenbildung (OFI-C) bei einem Patienten der Aclasta intravenös zur Behandlung von Glukokortikoid-induzierter Osteoporose verwendete.

Ergebnisse: BADAL X™ Leistungsfähigkeit

Die mit dem Q-TFA Global Score gemessene produktbezogene Lebensqualität verbesserte sich mit BADAL X um 78 % im Vergleich zu den präoperativen Werten mit einer Schaftprothese. Die Prothesennutzung verbesserte sich im Vergleich zu den präoperativen Werten um 73 %.

Schlussfolgerung

Die transkutanen Knochenverankerungssysteme für künstliche Gliedmaßen sind unweigerlich mit produktbedingten Pin-Track-Komplikationen verbunden und diese Komplikationen müssen im Rahmen des Nutzen-Risiko-Profils sorgfältig gegen die potenziellen Vorteile bezüglich Funktion und Lebensqualität abgewogen werden. Was den Nutzen betrifft, so wird in der Literatur durchweg von einer Verbesserung der funktionellen Mobilität, der körperlichen Leistungsfähigkeit und der körperlichen Gesundheit berichtet. Was die Risikoseite betrifft, so ist klar, dass die transkutane Befestigung oberflächliche Pin-Track-Infektionen verursacht, die sich in der Regel durch lokale Wundversorgung und/oder orale Antibiotika managen lassen. Tiefe Infektionen und/oder die Entfernung des Implantats aufgrund einer Infektion treten bei Press-Fit-Knochenverankerungssystemen selten auf. Andere, nicht-infektiöse, Komplikationen wie Femurfrakturen, Implantatlockerungen, mechanische Komplikationen mit dem Abutment und Implantatbrüche können potenziell auftreten. Die Knochenverankerungssysteme wurden jedoch in den letzten zwei Jahrzehnten in Bezug auf Design, Operationstechnik und Rehabilitationsprotokolle radikal verbessert. Dies hat zu wesentlich geringeren Komplikationsraten geführt. BADAL X™ ist das heute am besten durchdachte Knochenverankerungssystem in Bezug auf das Implantatdesign und die Gebrauchsanweisungen. Es wurden diverse patientenspezifische Risikofaktoren für ein Implantatversagen identifiziert, die dann in die Ausschlusskriterien und Gebrauchsanweisungen für BADAL X™ aufgenommen wurden. Die jüngsten Ergebnisse der einjährigen Nachbeobachtung (Follow-Up) von 94 implantierten BADAL X™ Systemen mit einer Pin-Track Grad 1 und 2 Komplikationsrate von respektive 13 % und 12 % belegen, dass sich im Gegenzug dazu die Lebensqualität um 78 % verbesserte.

BADAL X™ Darlegung des Restrisikos (Angabe in der Gebrauchsanweisung)
  • Allgemeine Risiken im Zusammenhang mit Anästhesie und größeren Operationen;
  • Kardiovaskuläre Komplikationen wie tiefe Venenthrombose, Thrombophlebitis, Lungenembolie, Wundhämatome und avaskuläre Nekrose;
  • Nervenschädigung, Neurome;
  • Intraossäre Läsion, einschließlich Fissuren, Perforationen, periprothetische Frakturen oder Stiel-Entfernung;
  • Abnormale Stumpfschmerzen (akut, chronisch, psychosomatisch);
  • Heterotope Ossifikation;
  • Bakterielle Kolonisation (Besiedelung) des Stomas oder des Weichteilgewebes mit oder ohne Anzeichen oder Symptomen einer Infektion;
  • Komplikationen im Stomabereich einschließlich Ödemen, Schwellungen, Gewebereizungen einschließlich Verzögerung der Stomaepithelisierung;
  • Oberflächliche Infektionen des Stomas und/oder des Weichteilgewebes;
  • Tiefe intramedulläre Infektionen, Osteitis, Osteomyelitis, septische Arthritis;
  • Muskelkontrakturen, Enthesitis, Tendinitis;
  • Lockerung, Bruch oder mechanisches Versagen von Prothesenkomponenten aufgrund übermäßiger Belastung (übermäßige körperliche Aktivität, Sport, Unachtsamkeit oder Kontraindikationen) oder unphysiologischer Beanspruchung (Sturz und/oder traumatische Unfälle) oder aufgrund falscher Auswahl der Komponenten (z. B. ungeeignete Größe von Stiel und transkutanem Adapter);
  • Sturz im Falle eines Bruchs der Prothesenkomponenten;
  • Etwaige übermäßige Spannung am Weichteilgewebe des Stumpfes, wie z. B. Haut, Narben oder Muskeln;
  • Periprothetische Knochenresorption und Knochenverlust, Osteonekrose;
  • Retrograde Stiel-Migration;
  • Fehlende oder unzureichende Osseointegration des intramedullären Stiels mit subsequenter Lockerung, z. B. aufgrund schlechter Knochenqualität, unzureichender Primärstabilität (Press-Fit), Mikrobewegungen, früher Mobilisierung und Belastung;
  • Allergische Reaktionen auf die Implantatmaterialien oder freigesetzte Metallionen aus dem Implantat;
  • Komplikationen durch modulare Prothesenverbindungen (Metallose, unerwünschte biologische Reaktionen, Osteolyse infolge von Partikeln und Freisetzung von Metallionen aufgrund von Korrosion, Abrieb und Verschleiß am Komponenten-Interface);
  • Revisionseingriff zum Wechsel eines oder mehrerer Teile vor Ablauf der Nutzungsdauer (Lebensdauer);
  • Revisionseingriff zur dauerhaften Explantation des BADAL X™ Implantats;
  • Revisionseingriff mit Amputation des Stumpfes auf einem höher (weiter proximal) gelegenen Level;
  • Detektion durch Sicherheitsüberwachungssysteme die auf elektromagnetischen Feldern basieren und Interferenz mit klinischen Analysen oder instrumentellen Analysen die auf magnetischen Feldern basieren